Nach unseren Veranstaltungsreihen Wutzustände, Mutzustände und Grenzzustände in den vergangenen Jahren, wollten wir mal ein bisschen utopischer denken. Wie kann es noch anders gehen? Was sind Lösungsansätze? Eine Reihe von verschiedenen Workshops und Veranstaltungen zwischen dem 17.05 und 20.05 sollen hier andere Ideen und mögliche Traumzustände aufzeigen.
Mehr zu einzelnen Vorträgen findet ihr unten. Wenn möglich, meldet euch bitte an: traumzustaende@medinetz-jena.de oder kontakt@medinetz-jena.de
Medizinischer Bedarf in der Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl
17.05.2024 um 19:45
Die tödlichste Fluchtroute der Welt: Zivile Seenotrettung auf dem Zentralen Mittelmeer
17.05.2024 um 19:45, bo* Osdrowski
Die tödlichste Fluchtroute der Welt führt über das Zentrale Mittelmeer. Seit Jahren versuchen verschiedene NGOs – von SEA WATCH bis SEA PUNKS – als sogenannte Zivile Seenotrettungsflotte das Sterben im Mittelmeer so weit wie möglich zu verhindern.
bo* Osdrowski ist seit November 2021 als Aktivistin in der Zivilen Seenotrettung tätig und arbeitet mit verschiedenen NGOs zusammen. Drei Mal war bo* bereits an Rettungseinsätzen auf dem Zentralen Mittelmeer beteiligt, ihr vierter Einsatz steht unmittelbar bevor. Mit diesem Vortrag informiert bo* über Zivile Seenotrettung im Zentralen Mittelmeer und gibt zugleich sehr persönliche Einblicke in die aktivistische Arbeit. bo* zeigt Möglichkeiten und Grenzen von SEA RESCUE auf und spricht über mögliche Formen des aktiven Mitmachens und des solidarischen Supports.
Trans*affirmative medizinische Begleitung – Bedarfe und Perspektiven
18.05.2024 um 10:45 (hybrid), Martin Viehweger
Subkulturen, marginalisierte Gruppen, Personenkreise außerhalb der heteronormativen Welt haben größere Hürden in der medizinischen Versorgung. Wertschätzende Aufnahme in der Praxis, ohne Vorurteile, mit Empathie sind dabei ebenso wenig zuverlässige Konstanten wie Adhärenz, Sprachbarrieren oder auch Beschaffungskriminalität immer wieder Probleme in der Begleitung hervorrufen. Zur Versorgung bedarf es einer intersektionalen, interdisziplinären Zusammenarbeit. Aber wie lässt sich diese im Praxisalltag integrieren und beleben?
In einem Impulsreferat werden spezifisch sowohl die medizinischen Bedürfnisse, die Sichtweise aus der Community als auch konkret die transaffirmativen Begleitungsmöglichkeiten (konservativ, chirurgisch, hormonell) betrachtet. Eine anschließende Diskussion mit der Frage: „wie erkennen wir Bedürfnisse und integrieren diese in die Alltagspraxis“, vertieft Gelerntes.
Dafür führt Martin Viehweger, Aktivist für sexuelle Gesundheit und Arzt durch die Veranstaltung für sowohl einsteigende, als auch erfahrene Interessierte.
Women in Exile: Frauen, Asyl und Solidarität: wie offen sind politischen Strukturen für geflüchtete Frauen?
18.05.2024, 15:00, Madeleine Mawamba
Rassismus in der Gesundheitsversorgung: die Konstruktion und zum Schweigen bringen der ‘Anderen‘
18.05.2024, 15:00, Tanja Gangarova
Rassismus in der Gesundheitsversorgung ist Bestandteil des Alltags. Das zeigt der aktuelle Bericht „Rassismus und seine Symptome“ des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors (NaDiRa). Dieser Beitrag nimmt die Studienerkenntnisse zum Anlass, mit Vertreter*innen aus Praxis und Zivilgesellschaft über Auswirkungen von Rassismus in diesem Bereich zu sprechen: auf den Zugang zum Versorgungssystem, auf die Qualität der Gesundheitsversorgung sowie auf die Gesundheit von betroffenen Personen und Gruppen. Dabei wird eine Plattform angeboten, gemeinsam über Möglichkeiten der antirassistischen Veränderung und notwendige politische und systemrelevante Maßnahmen im Feld nachzudenken.
Vorstellung / Besichtigung des MedicalBus – ein
ausleihbarer Rettungswagen für medizinische Erstversorgung
18.05.2024, 15:00, Medical Bus
Nach wie vor sind Millionen Menschen aus den unterschiedlichsten
Gründen auf der Flucht. Oft gibt es für sie gar keine oder nur eine
unzureichende medizinische und hygienische Versorgung. Körperliche und
psychische Beschwerden und Verletzungen bleiben somit oftmals
unbehandelt. Mit dem Projekt MedicalBus – Radical Aid against Borders
bieten wir eine ausleihbare Infrastruktur in Form eines umgenutzten
Rettungswagens an, mit der emanzipatorische und selbstorganisierte
Gruppen und Einzelpersonen direkt zu den Orten fahren können, an denen
eine (medizinische) (Erst-)Versorgung von people on the move und
homeless benötigt wird. Darüber hinaus stellen wir eine Infrastruktur
zum Kochen und für Internet und Charging für bis zu 200 Menschen zur
Verfügung. Der MedicalBus kann auch auf Camps oder für anderen
politische Veranstaltungen eingesetzt werden. Wir stellen euch die
Ausleih- und Einsatzmöglichkeiten vor, und besichtigen zusammen den
MedicalBus. Mehr über das Projekt erfahrt ihr außerdem hier: medicalbus.net
Health for all!- Globale und lokale Kämpfe für das Recht aus Gesundheit
19.05.2024, 10:30, Karen Spannenkrebs
Health for All!- Wie kann Gesundheit für Alle gelingen?
Während Krankheit und Tod zum menschlichen Leben dazu gehören, hängt
die Verwirklichung von Gesundheit fundamental von sozialen und
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab und ist für viele Menschen auf
der Welt unerreichbar.
Karen Spannenkrebs, ehemals medibüro Hamburg, heute Co-Vorsitzende des
Verein demokratischer Ärzt*innen gibt eine Input zu lokalen und
globalen Kämpfen rund um das Recht auf Gesundheit von Alma Ata über
das Peoples Health Movement bis zu Medibüros und Poliklinik Projekten.
Ethnizität, Race oder Migrationshintergrund? Humanklassifikationen in den Lebenswissenschaften
19.05.2024, 10:30, Isabelle Bartram
Das Wissen um „Race“ als soziales Konstrukt und Produkt von Rassismus ist inzwischen in medizinischen Fachzeitschriften angekommen. Trotzdem werden auch in Deutschland nicht nur sozial bedingte Gesundheitsunterschiede mithilfe von Kategorien wie „Race“, Migrationshintergrund, biogeografische Herkunft und Ethnizität erforscht. Auch vermeintlich biologische und genetische Ursachen für Unterschiede zwischen Menschengruppen werden untersucht. Die genannten Begriffe sind jedoch untrennbar mit ihren sozialen Ursprüngen verknüpft, so dass auch ihre Verwendung in den Lebenswissenschaften problematische gesellschaftliche Effekte haben kann. Zudem sind sie wissenschaftlich fragwürdig, denn unter den vermeintlich homogenen Kohorten verbergen sich oft äußerst heterogene Menschengruppen. Wie können gesundheitliche Effekte von Rassismus oder Migrationserfahrungen dennoch erforscht und darauf aufbauend in der medizinischen Praxis berücksichtigt werden?
Diversitätsmedizin
19.05.2024, 15:00, Alex Seltmann
Wer A(kivismus) sagt, muss auch B(urnout) sagen
20.05.2024, 10:30, Mowa und Lehne
Dieser Vortrag hat eine Teilnehmer:innen Begrenzung von 20 Personen! Wenn ihr teilnehmen wollt, schreibt doch gerne eine kurze Mail an kontakt@medinetz-jena.de oder traumzustaende@medinetz-jena.de.
Wer an den Verhältnissen in dieser Gesellschaft radikal etwas ändern will und sich in der aktivistischen Linken wiederfindet, landet bei ähnlichen Fragen. Wie gemeinsam politische Arbeit einrichten, um am Ende nicht völlig ausgebrannt aus einem politischen Kampf wieder in das Alltagsleben zu fallen und frustriert der politischen Arbeit den Rücken kehren? Wie lassen sich aktivistische Strukturen verstetigen und wie kriegen wir so hin, dass sie es aushalten, wenn Leute wegbrechen? Was ist mit Geld & Zeit und was haben diese beiden Größen damit zu tun, wen wir vor allem antreffen, wenn wir uns in der aktivistischen Linken bewegen?
All diese Fragen wollen wir mit euch bequatschen im Zuge unserer Workshops. Dabei wollen wir vor allem gemeinsam Erfahrungen austauschen und verschiedene Organisierungsformen gegeneinander diskutieren. Dabei lassen wir unsere eigene gewerkschaftliche und antifaschistische Arbeit einfließen und 1-2 Erkenntnisse, wie man um den Burnout drumkurvt.